Fossile Heizsystem verschwinden bei der Sanierung des Heizsystems zusehends. Neben dem «Umweltgedanken» sind es heute primär steigende Kosten, Versorgungssicherheit, Auslandabhängigkeit und auch rechtliche Vorgaben als Gründe. (Publiziert: CASA, Das Immobilienmagazin für die Region Schaffhausen; 21.04.2023)
In den letzten Jahren wurden die Bauvorschriften laufend verschärft. Im Kanton Zürich ist seit kurzem bei einem Heizersatz eine fossile Lösung mit Gas oder Heizöl kaum noch umsetzbar. Im Kanton Schaffhausen sind fossile Heizsystem bei einem Ersatz – unter Umständen – noch möglich. Allerdings wird mit einem attraktiven Förderprogramm der Anreiz für den Umstieg geschaffen. Obschon die Unterschiede zwischen den Kantonen gross sind, ist die Zielsetzung und der Trend klar: Reduktion des Energiebedarfs durch bessere Dämmung und raus aus den fossilen Energieträgern. Absehbar ist, dass sich die Vorschriften zukünftig noch weiter verschärfen werden. Damit werden wahrscheinlich auch die Fördergelder tendenziell zurückgehen, da erneuerbare Energiesysteme bereits heute bei einer Gesamtwirtschaftlichkeitsbetrachtung meist deutlich besser abschneiden und / oder einen deutlich besseren Komfort bieten
Generell lohnt sich eine langfristige Strategie für eine Liegenschaft. Idealweise wird zuerst der tatsächliche Energiebedarf reduziert. Beispielsweise durch bessere Dämmungen oder andere effizienzsteigernde Massnahmen. Der Umstieg auf Erneuerbare wird damit einfacher und kostengünstiger, insbesondere bei Systemen mit hohen Investitionskosten.
Beim Heizungsersatz kam es in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem Paradigmenwechsel. Bis vor wenigen Jahren war einzig und allein der (kurzfristige) Preis das ausschlaggebende Kriterium bei der Systemwahl. Die Risiken von Gas und Heizöl wie starke Preissteigerungen oder Auslandabhängigkeit wurden meist verdrängt. Dies hat sich im letzten Jahr dramatisch geändert. Obwohl bereits seit 2-3 Jahren ein klarer Trend hin zu komplett fossilfreien Heizungen festgestellt werden kann, hat das Thema im letzten Jahr extremen Schub bekommen.
Die massiv gesteigerte Nachfrage stellt die Branche allerdings vor Herausforderungen. Neben starken Preissteigerungen, Lieferprobleme von Komponenten verschärfts ich zunehmend der Fachkräftemangel. Erneuerbare Systeme sind, mit Ausnahme vom Anschluss an einen Wärmeverbund, meist komplexer in der Installation und zeitintensiver. Die viel zu tiefe Sanierungsrate des Gebäudeparks der Schweiz rächt sich nun. Liegenschaftsbesitzer müssen deshalb heute einen Ersatz viel früher planen und müssen mit höheren Kosten rechnen.
Beim Heizungsersatz ist die Wahl des richtigen Heizsystems direkt vom Zustand der Liegenschaft, dem Standort und den finanziellen Mitteln abhängig. In Gebieten mit hoher Bebauungsdichte ist meist der Wärmeverbund die einfachste, komfortabelste und langfristig günstigste Lösung. Insbesondere auch deshalb, weil im Verbund verschiedene Energiequellen wie Abwärme, Grundwasser, Waldhackschnitzel kombiniert genutzt werden können. In Einfamilienhausquartieren kann die individuelle Wärmepumpe mit Aussenluft oder besser noch Erdsonden überzeugen, wobei eine ergänzende Photovoltaikanlage sinnvoll ist. Individuelle Holzheizungen (z.B. Pellet) können bei Altbauten mit hohen Vorlauftemperaturen oder als Zusatzenergie zu Solarthermischen Anlagen sinnvoll sein. Biogas für die Wärmeerzeugung sollte nur in Ausnahmefällen oder als Redundanz oder Spitzenlastabdeckung zum Einsatz kommen.
Übrigens wären heute im Neubau solare Plusenergiehäuser problemlos machbar (Beispiel Plusenergiehaus Gütliweg in Schaffhausen). Leider wird dem Thema Energie und Energiespeicherung heute immer noch nicht die nötige Beachtung geschenkt, obwohl es bewährte Systeme seit langem gibt.